Wie werden Lernleistungen kompetenzbezogen bewertet?
Für das erfolgreiche Bewältigen von Situationen kann es, wie auch für die Bearbeitung von Aufgabenstellungen und die Lösung von Problemen unterschiedliche Herangehensweisen geben. Ob das Ergebnis den gewünschten Erwartungen entspricht, ist mit den Bewertungsmaßstäben „richtig“ oder „falsch“ daher schwierig zu erfassen. Vielmehr hängt die Bewertung, ob die gewählte Handlungsweise zu dem gewünschten Ergebnis geführt hat und im Sinne des betriebenen Aufwandes effizient erfolgte, von der Betrachtungsweise der Beteiligten ab.
Im Rahmen eines Mobilitätsprojektes kann die Bewältigung von Alltagssituationen im Ausland von den Mobilitätsteilnehmer/-innen als besondere Leistung bewertet werden, während dies von Vertreter/-innen entsendender oder aufnehmender Einrichtungen als selbstverständlich bewertet wird. Umgekehrt mögen Mobilitätsteilnehmer/-innen ihre während des Praktikums erbrachten Arbeitsleistungen als gering einstufen, während sie von aufnehmenden Praktikumsbetrieben als sehr zufriedenstellend eingestuft werden.
Demzufolge müssen kompenzbezogene Lernergebnisse in einem Dialogprozess bewertet werden, in dem die Eigen- und Fremdwahrnehmung der Beteiligten miteinander abgeglichen wird. Die Lernenden müssen dabei selbst einschätzen, in welchen Bereichen sie einen Zuwachs ihrer Fähigkeiten feststellen können, den die beteiligten Lehrkräfte durch Einschätzung der erzielten Ergebnisse bestätigen.
Den Mobilitätsteilnehmer/-innen wächst daher Eigenverantwortung für die Gestaltung und Bewertung des Lernprozesses zu. Diesem Zweck dient im KOMPASS-Verfahren das E-Portfolio. Es bietet den Mobilitätsteilnehmer/-innen die Möglichkeit, Lernergebnisse zu sammeln und zu präsentieren, die auf ihre Lernfortschritte und das Erreichen vereinbarter Lernziele zurückschließen lassen. Ziel der Lehrenden sollte es daher sein, die Mobilitätsteilnehmer/-innen zur möglichst umfassenden Darstellung ihrer Lernleistungen zu motivieren.
Die Angaben des „E-Portfolios“ dienen wiederum als Grundlage zur Bewertung der Lernleistungen im Dialog. Den Bewertungsmaßstab bilden die zuvor gemeinsam vereinbarten Lernzielsetzungen: Im Auswertungsgespräch kann dann gemeinsam abgestimmt werden, inwieweit die beschriebenen Lernleistungen den Erwartungen entsprechen und in welchen Bereichen Kompetenzgewinne bestätigt werden können.
Dieses positiv-bestärkende Bewertungsverfahren soll es ermöglichen, auch Lernfortschritte in einzelnen Kompetenzbereichen zu dokumentieren, wenn die betreffenden Mobilitätsteilnehmer/-innen im Verlauf ihres Praktikums nicht alle vereinbarten Lernziele erreichen konnten.